Von den Städten, die wir in Bolivien besuchen, liegen Potosi und La Paz am höchsten. La Paz ist der höchstgelegenste Regierungssitz der Welt. Und Sucre – die Hauptstadt – ist am schönsten. Nach Abgas stinken sie alle! Aber jetzt mal eins nach dem anderen:
Potosi ist bekannt durch den Cerro Rico, den schönen Berg, aus dem die Spanier Tonnen von Silber geborgen haben, um es nach Spanien abzutransportieren. Wenn man über Potosi im Reiseführer liest, bekommt man den Eindruck, es wäre eine grauenhafte Stadt, in der immer noch Leute in Löchern herumkriechen und Zinn suchen. Potosi hat noch Minen und ja, die Bedingungen sind hart und wenn man sieht, wie mühsam die Leute arbeiten – aber, Potosi ist auch eine coole Stadt, mit Leben und Arbeiten, mit stinkendem Verkehr und alten Häusern – und somit sehr besuchenswert.
Sucre ist wunderschön, eine alte Kolonialstadt mit Kirchen und einem Platz voller Palmen. Wir wohnen fast im Zentrum auf einem kleinen Campingplatz mit Wiese und machen wiedermal ein bisschen Urlaub.
La Paz ist heftig! Hier wohnen die, die es sich leisten können, weit unten, weil es unten mehr Luft zum Atmen gibt. Die ärmere Bevölkerung lebt auf dem Hochplateau in El Alto. Der Verkehr erstickt alles, auch die Autos ächzen an der dünnen Luft und so wird die Stadt zum Abgasmoloch. Wir wohnen auf halber Höhe und fahren mit dem Taxi in die Stadt, wo wir auf Reifensuche gehen. Einen unserer Reifen hat es kurz vor La Paz zerrissen und wir brauchen einen Neuen. Obwohl die Stadt von Reifen und Reifenverkäufern wimmelt, ist die passende Größe nicht zu finden. Ein Reifenverkäufer bringt uns zum nächsten Taxistand und sagt dem Fahrer, wohin er uns fahren soll – nach El Alto, in die höher gelegene Stadt auf 4100 Metern Höhe, da müsste es die größeren Reifen geben. Der Taxifahrer sieht aus wie der Gangster im Spielfilm, rast und grinst vor sich hin und seine Goldzähne blitzen immer wieder im Rückspiegel auf und ums Versehen finden wir uns in der nächsten Reifenstraße wieder. Mein mulmiges Gefühl dem Taxifahrer gegenüber hat sich als völlig unbegründet herausgestellt, als wir ihm zu viel Geld für die Fahrt entgegenstrecken, gibt er uns den Großteil zurück, zeigt uns die Ecke, an der die Sammeltaxis stadtabwärts losfahren und wünscht uns mit dem Hinweis, wir sollen uns nicht ausrauben lassen, noch einen schönen Tag. Ein richtig guter Typ, der wahrscheinlich auch Aufgrund unseres Aussehens dachte: Oh Gott, kann ich diese zwei Europäer hier schon alleine springen lassen? Er konnte! Wir haben alles gut gemeistert, sämtliche neue Begriffe was Reifen angeht auf spanisch dazugelernt und wenn man im Auftrag des Reifens in El Alto unterwegs ist, ist das auch eine ernsthafte Sache und jeder sieht einen eher als LKW Fahrer und weniger als Touristen an.
Nach 5 Tagen Reifen und pochend stinkender Großstadt haben wir genug und fahren weiter an den Titicacasee. Der See mit dem äußerst witzigen Namen liegt, kaum hat man die Stadt hinter sich gelassen, erstaunlich einsam da. Eigentlich ziemlich schön! Doch: Auch wenn es unsere Leser bald nervt, genau so hat es mich genervt und körperlich angestrengt: Auch der Titicacasee liegt auf 3800 Metern Höhe und nach Wochen in diesen Höhen und in der Kälte wollte ich (Petra) nicht mehr! Nein! Ich will auf Meereshöhe!!!! Ich will wieder dicke Luft, die hier oben – wenn überhaupt – lediglich mental herrscht! Deshalb brausen wir relativ rasch weiter, mit der Fähre über den See, vorbei am Wallfahrtsort Copacabana, wo man Autos segnen lassen kann, wahrscheinlich hat unser Auto so ein bisschen Segen abbekommen, es stand während der Zeremonie daneben. Weiter am See entlang, über die Grenze nach Peru, noch einmal über einen Pass in 4600 Metern Höhe und dann, dann endlich!!!! Hurraaaaa, die Straße geht steil bergab immer weiter geht’s bergab und mit mir bergauf! Die ganzen roten Blutkörperchen sind wieder arbeitslos und unterstützen nur noch nach Bedarf, sollte die nächste Stadt Arequipa anstrengend zu erkunden sein – das wird sich zeigen! Bis dahin, liebe Grüße, Petra und Heinz: Atmend!