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Vom Flachland in die Berge

Wie versprochen sind wir nach rechts abgebogen und sehen plötzlich – wie aus dem Nichts – die Anden vor uns aufragen. Hier wollen wir hin, hier wollen wir wandern. Wir erreichen El Chalten, die Bergsteigerstadt am Fusse des Fitz Roy – ein gemütliches Dorf mit vielen Touristen aus der ganzen Welt! Der Ausgangspunkt für alle Trekkingtouren.

Wir packen unsere Rucksäcke und ich verdränge den Gedanken, dass sich darin wirklich für 3 Tage Proviant befinden plus Schlafsäcke und Zelt! Ich bin noch nie so lange am Stück gewandert und wenn, dann haben wir in einem ordentlichen Bett geschlafen und abends in der Hütten Kässpätzle gegessen – hier werden wir Wasser aus dem Bach holen mit ordentlich Gletscherschliff darin und ein Fertignudelgericht wird unser Abendessen sein.

Am Nachmittag kommen wir im Basis-Lager am Cerro Torre an und sind tatsächlich fix und alle, aber die Anstrengung hat sich gelohnt, in der wilden Natur zu campieren macht Spass und müde fallen wir in unser Zelt im Wald.  Am nächsten Morgen quälen wir uns früh aus den Schlafsäcken heraus, um den Sonnenaufgang zu bewundern und dann geht es weiter, am 2. Tag läuft es sich schon etwas runder. Es gibt wieder viel zu sehen, Gletscher, Seen, Wiesen…… Das nächste Basis-Lager am Fitz Roy ist wieder mitten im Wald und wir schlagen kaputt unser Zelt auf. Nach einiger eisigen Nacht brechen wir mit leichtem Gepäck auf, um die wunderschöne Laguna de los Tres am Fuße des imposanten Cerro Fitz Roy zu erklimmen. Nebel und Regen lassen uns jedoch nur erahnen, wie es hier aussieht… Der Rückweg nach El Chalten ist nochmal weit aber mit spektakulären Ausblicken und mit jedem Schritt ins Tal wächst die Freude auf eine heiße Dusche und ein kleines bisschen Stolz mischt sich auch ins Gefühl: Hurraaaaa, wir haben es geschafft 3 Tage wandern und 2 Nächte im eisigen Wald. (Lediglich Petra ist stolz, höre ich gerade, für Heinz ist das alles ganz easy und völlig normal!).

Weihnachten, genau, Weihnachten war ja auch noch! Weihnachten haben wir in einer bunten Runde gefeiert, eine österreichische Familie und deren Freunde haben uns zum Weihnachtskaffee eingeladen. Der selbstgebackene Outdoorkuchen war köstlich! Weihnachten auf der grünen Wiese mit fremden Freunden, eine sehr empfehlenswerte, entspannte Variante!

Nach 10 Tagen in und um El Chalten wollte uns die Straße wieder. Wir fahren weiter gen Süden vorbei am türkisblauen Lago Argentino, der uns zu vielen Fotostopps zwingt, überholen so manchen Fahrradfahrer, der gegen den patagonischen Wind ankämpft, drücken aufs Gas und kommen im nächsten Touristen Hot Spot, Calafate, an. Hier her kommen alle wegen des Perito Moreno Gletschers – so wie wir auch.

Dieser Gletscher ist so unbeschreiblich beeindruckend, nicht nur die Dimensionen hauen einen um, sondern auch die Farben, das Licht, das Farbenspiel. Wenn ein Stück abbricht und der Gletscher einen kleinen Eisberg ins Wasser entlässt (kalbt), kracht es und lärmt und schleudert einzelne Eisbrocken Meter weit. Wir haben das Spektakel und diese Magie 2 Tage lang genossen. Der Rückweg am Abend auf unseren freien schönen Campingplatz 70 km entfernt ist für argentinische Verhältnisse ein Katzensprung. Wir wundern uns immer noch darüber, in Deutschland wäre das Dorf und der Campingplatz viel näher an der Sehenswürdigkeit – hier ist die Sehenswürdigkeit Natur pur, umgeben von Natur pur und die Leute müssen mit ihrer Zivilisation und allem was daran hängt einen respektvollen Abstand wahren. Perito Moreno Gletscher, du bist so schön und bisher mein Reisehighlight!

Patagonien

Wir fahren durch die öde Steppe Patagoniens und die monotone Landschaft ist faszinierend und meditativ. Ein so leeres Land, durch das man tagelang fahren kann, konnten wir uns im Vorfeld einfach nicht vorstellen! Wir fahren viele Pisten, die Straße und Landschaft ineinander verschmelzen lassen. Alle paar hundert Kilometer kommt eine Tankstelle im Nichts und dann geht es wieder weiter durch die Lande ohne Handyverbindung, ohne Bebauung. Hier kann man an vielen Orten auf dem weiten Feld in der Einsamkeit übernachten. Am Abend sagen sich Fuchs Zorro und ein weiterer Europäer außer uns gute Nacht: Der europäische Hase.

Auf der Halbinsel Valdés gibt es wieder Abwechslung! Pinguine und Seelefanten, Seelöwen und Guanachos warten auf uns. Und Dank Heinz Geduld, die sich meist nur schwer auf mich übertragen lässt, haben wir ORCAS gesehen! Das muss man sich mal vorstellen! Wir haben einen ganzen Tag gewartet und dann kamen sie, die Killerwale. Meistens kommen sie zu mehreren angeschwommen und holen sich ein Robbenbaby zum Abendessen. Wir haben sie bestimmt zwei Stunden beobachtet und sind von einer Bucht zur nächsten gefahren und haben sie verfolgt! Orcas, wir haben Orcas gesehen! Toll! Danke Heinz! Das Robbenbaby ist nochmal davongekommen – auch OK!

Dann fahren wir weiter, die Piste und die Steppe hat uns wieder und das Land der Sturmwinde macht seinem Namen alle Ehre. Es bläst und schiebt uns immer weiter gen Süden, bis wir rechts abbiegen in Richtung Anden. Der Berg ruft!

Zweistromland, Sumpfgebiet und Pampa

Im Norden Argentiniens gibt es neben tiefgrünem Regenwald und roter Erde einige Jesuitenreduktionen anzuschauen. In den roten Sandsteinruinen kann man erkennen, wie die christlichen Ornamente mit den Indianischen Ornamenten gemischt in Stein gemeißelt wurden – sehr interessant.

Danach fahren wir weiter auf einer Schlammstraße in Richtung Sumpfgebiet Ibera. Die Straße in heftigem Zustand macht zwar Laune zu fahren, aber das eben auch nur die ersten 10 km, bis Ibera sind es 120 km schlechte Straße! Doch die Mühe lohnt sich! Wir kommen in Ibera an und sehen Wasservögel, Wasserschweine und auf einer Bootsfahrt durch den Sumpf Kaimane, die zur Familie der Krokodile gehören – nur wenige Meter entfernt. Außerdem Riesenfrösche, die ich sonst nur als Porzellanfrosch im Vorgarten kenne.  Ein Naturparadies!

Weitere 120 km über nun getrocknete Schlammstraße und weiträumig vorbei an Buenos Aires beginnt die Pampa. Einmal in der Pampa in der Pampa sein! Ein verlassener Campingplatz mit ein paar wild gewordenen Rindern – nie Rindern den Weg abschneiden! – ist für eine Nacht unser zu Hause und endlich sehen wir nochmal welche, ganz viele: Flamingos, die über uns hinwegfliegen und im naheliegenden Brackwasser landen. Dieses mal wirklich rosa schillernd und schimmernd und wir wieder ganz nah dran.

Ich wusste gar nicht, dass ich so ein Tierfan bin! Aber bei dieser exotischen Vielfalt! Beseelt fahren wir weiter durch die Pampa in Richtung Patagonien.

Wasser. viel Wasser.

Der erste Europäer (ein spanischer Eroberer), der die Fälle entdeckte , hatte schon damals richtig erkannt: Mit dem Kanu geht´s hier nicht weiter. Mehrere Hundert bis zu 80 m hohe Wasserfälle versperrten ihm den Weg.

Wir freuen uns endlich hier angekommen zu sein! Die Fälle sind gewaltig, am Anfang kann man sich alles schön aus der Ferne anschauen – trocken, und je näher man sich dem Teufelsschlund nähert, desto nasser wird man von der Gischt und dem tosenden Nass! Ich war richtig erheitert und seltsam beglückt, diesen Ort mit eigenen Augen gesehen zu haben. Es macht Spaß mitten im Dschungel und in der Hitze irgendwann von einer Naturdusche übergossen zu werden! Natürlich sind auch einige andere Touristen dort, die wir in den Bildern dezent ausgeblendet haben!

Die Wasserfälle des Flusses Iguazu (portugiesisch: Cataratas do Iguaçu; spanisch: Cataratas del Iguazú) an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien: Der Name Iguazu geht zurück auf die Sprache der Ureinwohner und heißt soviel wie “große Wasser”.

 

Wasserkraftwerk Itaipu

Superlative! Je nach dem, welche Faktoren man betrachtet, ist Itaipu das größte Wasserkraftwerk – oder zumindest eines der größten –  der Welt, das müssen wir uns anschauen – und Heinz als Experten dabei zu haben, ist natürlich prima.  Bloß schade, dass keine Escherturbine darin rennt. Die Anlage liegt im Grenzfluss Parana, der Brasilien von Paraguay trennt und somit wird der gewonnene Strom unter den beiden Ländern aufgeteilt.
Der vergleichsweise „kleine“ Iguazu-Fluss mündet erst einige Kilometer nach dem Kraftwerk in den gewaltigen Parana.

Herzliche Begegnungen in Taió und Entre Rios

Florianopolis ist unsere vorerst letzte Stadt am Meer, wir fahren weiter ins Landesinnere, vorbei an Blumenau, einer von Deutschen gegründeten Stadt, in das beschauliche Pomerode, ebenfalls relativ deutsch und trinken Filterkaffee und essen Apfelstrudel im Café Tortenparadies, wie witzig! Simon reist gerade mit uns und es fühlt sich ein wenig an wie ein familiäres Kaffeekränzchen.

Auf unserer Karte finden wir eine kleine Straße, die sich optimal als Abkürzung erweist und zusätzlich Spaß zum Fahren bringt, außerdem erhoffen wir uns hier eine Möglichkeit irgendwo auf einem schönen Feld zu übernachten! Tatsächlich, nach einigen Kilometern Piste und Erdstraße, wo die Jungs erst mal die Luft aus den Reifen lassen, kommt ein toller Hügel, auf dem wir übernachten wollen und der eine tolle Aussicht bietet – auf dem uns natürlich aber auch jeder sehen kann! Und somit dauerte es nicht lange, bis ein Jeep angefahren kommt und Josef aus dem Auto ruft: ““Was habt Ihr denn hier verloren? Spricht man hier deutsch oder was?” Das war der Beginn einer ziemlich schönen Begegnung! Wir haben an diesem Abend erst mal gegrillt, am nächsten Tag haben wir uns Josefs Autohaus in Taió ansehen dürfen und er hat uns auf sein Grundstück am See zum Fischen eingeladen – seine Familie und sein Bruder Loriwald sind abends zum Grillen vorbeigekommen und wir waren völlig hingerissen von der Gastfreundschaft und der Herzlichkeit, die noch nicht enden sollte! Josef und Loriwald haben uns erzählt, wie ihr Urgroßvater nach Brasilien kam und wie sie sich seither die deutsche Sprache erhalten haben, erstaunlich! Die beiden Brüder wollten viel wissen, wie und was wir in Deutschland so machen und was wir dort anpflanzen, oder ob es eher Industrie gibt – es war eine wahre Freude, Sprache verbindet! Nach 2,5 Tagen Bewirtung und Beherbergung drückten sie uns noch eine Karte mit genauer Wegbeschreibung in die Hand, wie wir zu Ihren Verwandten kommen, die auf unserem weiteren Weg nach Iguazu wohnen und die auch immer gerne mal wieder deutsch reden – also machten wir uns auf den Weg zu den Donauschwaben in Entre Rios.

Mit einem Tag Verspätung sind wir dann in Entre Rios angekommen. Einer Kolonie von 5 Dörfern, die vor ca. 60 Jahren von Donauschwaben gegründet wurde. Als wir ankamen, wurden wir herzlich begrüßt und zum Kaffee eingeladen von Julio und seiner Familie. Die Verwandten von nebenan kamen und wir durften alles besichtigen, auch den umwerfenden Weihnachtsbaum!  Am nächsten Tag sind wir noch ins Heimatmuseum um alles genau verstehen zu können, wie die Donauschwaben nach Entre Rios gekommen sind und wurden vom Museumsführer mit den Worten verabschiedet: “Wenns eich no gfalla hot”.

Was auf dem Hügel begann und in Entre Rios seinen Lauf genommen hat, war das, was Reisen ausmacht! Ach, es war schön und interessant. Vielen Dank nochmal von hier aus an Josef, Loriwald, Julio und ihren Familien!

Nach diesen Begegnungen fahren wir weiter, um am nächsten Tag Foz do Iguazu zu erreichen, die Stadt, von welcher aus man die großen Wasserfälle und das gigantische Wasserkraftwerk Itaipu erreicht.

PS: Die lokale Presse in Taió hat die breite Öffentlichkeit über unser sensationelles Erscheinen in einem leidenschaftlichen Artikel gewürdigt:

http://www.educadora.am.br/noticia/fotos-turistas-europeus-se-perdem-seguindo-gps-e-vao-parar-em-taio-conheca-essa-curiosa-historia/

Entlang der uruguayischen Küste gen Norden bis zur brasilianischen Grenze

Reisen heißt eben schon “unterwegs” sein und deshalb sind wir glücklich, dass wir wieder mit dem Bremach on the Road sind.  Raus aus der Stadt, über Brücken und Pisten, durch den Palmenhain. Da, wo der Bremach nicht fahren kann, fährt die Fähre! Das Wetter schwankt wahnsinnig – mal lange, mal kurze Hosen – aber in Deutschland ist jetzt richtig Herbst und da nehmen wir hier diesen stürmischen Frühling doch gerne an! Nun genug geplaudert…, tschüss Uruguay, auf nach Brasilien!

Musik

Im Vorfeld hab ich oft gedacht, dass es gar nicht sein kann: Jeder Bericht, der über Buenos Aires kam, handelte davon, dass der Tango hier so wichtig sei. Und tatsächlich, an jeder Ecke schäppert es aus einem Plattenladen oder auf dem Markt spielen die Orchester und Bands. Wow, die ganze Stadt voller Musik! Das ist ein Genuss.

Ich freu mich allerdings auch auf den Bremach, raus aus der Stadt, raus aufs Land…… . Hurraaaa!